Schufa-Umfrage – Nachfrage nach Kleinstdarlehen 2021 deutlich gestiegen


In den USA steigt die Zahl der Experten, die nach den Ankündigungen der US-Zentralbank Federal Reserve (FED) inzwischen wieder vor der Gefahr einer möglichen Krise wie zur Mitte der sogenannten „Nullerjahre“ warnen. Die erneute deutliche Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozent auf nun bis zu 1,75 Prozent ließ die Zinsen für Hypotheken mit einer Laufzeit von 30 Jahren in der Spitze auf fast 5,8 Prozent steigen. So deutlich hatten die Zinsen der Sparte seit Ende der 1980er Jahre nicht mehr zugelegt. Die Angst verschiedener Analysten bezieht sich in erster Linie auf Darlehen mit flexiblen Zinsen. Schon während der besagten Krise waren es gerade solche Finanzierungen, die viele Kreditnehmer in ernte Bedrängnis gebracht hatten. Ende Mai belief sich die Zahl der Kreditnehmer, die Angebote mit variablen Zinssätzen entschieden, bei mehr als neun Prozent. Anfang 2022 lag der Anteil noch bei knapp über drei Prozent.

Zwar versprechen derlei Kreditmodelle kurzfristig niedrige Kosten. Auf lange Sicht aber bergen solche Kredite ein hohes Kostenrisiko. Die Zahl der neu beantragten Kredite steigt in den USA zum vermeintliche Ende der akuten Pandemie konstant. Ähnlich verhält sich die Lage auch in Deutschland. Hierzulande sind laut Daten der größten Auskunftei im deutschsprachigen Raum, der Schufa, indes vor allem Darlehen mit geringeren Finanzierungssummen verstärkt gefragt. Hatten viele Verbraucher wegen der kaum absehbaren Entwicklung der Corona-Krise und der hohen Inflationsrate auf größere Neuverschuldungen verzichtet, verzeichnen die Schufa-Experten inzwischen einen klaren Anstieg der Nachfrage.

 

Große Mehrheit erfüllt Vereinbarungen zur Rückzahlung

Ein Grund für den Abschluss von Klein- und Kleinstdarlehen dürfte bei Konsumenten die Erwartung sein, dass hier kein allzu hohes Ausfallrisiko droht. Eine aktuelle Studie der Schufa kommt zu dem Ergebnis, dass 2021 nach vier Jahren zum ersten Mal mehr Ratenkredite aufgenommen worden sind. Die Analyse bestätigt zugleich die eher geringe Bereitschaft, höhere Summen von Banken und Kreditinstituten zu leihen. Der „Risiko- und Kreditkompass“ der Auskunftei präsentiert ebenfalls Daten zum Alter der Darlehensnehmer und zur Zahlungsmoral der Verbraucher. Die gute Nachricht: Die große Mehrzeit aller Schuldner erfüllte die vertraglichen Vereinbarungen zur Ratenzahlung. In diesem Punkt hinterließ die Pandemie keine negativen Spuren. Sowohl 2020 als auch 2021 kamen 97,9 Prozent aller Verbraucher bei ihren Ratenkrediten ihrer Zahlungspflicht nach. Für das vergangene spricht die Schufa-Studie, die am heutigen Dienstag (21.06.2022) veröffentlicht wurde, von insgesamt 6,9 Millionen neuen Ratendarlehen in Deutschland.

 

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Kreditnehmer mit geringem Bedarf 2021 deutlich gestiegen

Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg neuer Ratenkredite um fast 4,5 Prozent. Handelte es sich 2020 noch bei 19,9 Prozent aller „frisch“ vergebenen Kredite um Darlehen mit einer Höchstsumme von 1.000 Euro, waren es 2021 29,5 Prozent. Bei mittleren Krediten ab 1.000 Euro aufwärts und großen Finanzierungen mit mindestens 10.000 Euro sank die Nachfrage indes. Ole Schröder, Vorstand der Schufa, erklärt, deutsche Verbraucher hätten größere Ausgaben und Anschaffungen aufgrund der angespannten Wirtschaftslage einstweilen hintenan gestellt. 57 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten im Rahmen der Umfrage angegeben, fürs Erste auf größere Investitionen verzichten zu wollen. Ein Argument für diesen Verzicht sind ohne Frage die rasant steigenden Energiepreise, die wiederum die deutschen Verbraucherpreise Schritt für Schritt auf neue Rekorde getrieben haben. Der Krieg in der Ukraine tut sein Übriges in diesem Zusammenhang.

 

Angebote digitaler Zahlungsdienste gewinnen weiter an Bedeutung

Interessant ist der Blick auf die erwähnte Altersverteilung aufseiten neuer Kreditnehmer. Im Schnitt lag der Kreditbetrag bei Antragstellern im Altern von 18 und 19 Jahren bei 343 Euro. Ungeachtet des Alters lag die Darlehenssumme bei Kleinstkrediten bis maximal 1.000 Euro bei durchschnittlich 409 Euro. Die Schufa bewertet den Trend in der Sparte bei jüngeren – und oft besonders „internetaffinen“ – Kreditnehmern als Beweis dafür, dass hier Angebote nach dem Ansatz „Buy-Now-Pay-Later“ besonders beliebt seien. Hier steige die Nachfrage sehr deutlich, wie Schufa-Vorstand Schröder in seiner Stellungnahme betont. Gemeint sind Kredit-basierte Käufe über digitale Bezahldienste wie PayPal und Co. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat sich mit dem Thema befasst. Der Vorteil solcher Offerten: Käuferinnen und Käufer können bei getätigten Käufen oftmals noch im Nachgang individuelle Zahlungsziele definieren und vollständige Zahlungen in eine Ratenzahlung umwandeln.

 

Auch Kredite mit geringem Volumen können gravierende Folgen haben

Bei einigen Dienstleistern können Kundinnen und Kunden sogar mehrere Bestellungen und Rechnungen zusammenfassen lassen und Gesamtsummen zeitverzögert in monatlichen Raten begleichen. Sowohl die Experten der BaFin als auch der Schufa sprechen diesbezüglich eine Warnung aus. So praktisch und günstig solche Angebote für Zahlungen wirken: Sie könnten gerade für jüngere Konsumenten durchaus zu einer Art Schuldenfalle werden. Ein Knackpunkt aus Käufersicht besteht für Verbraucherschützer darin, dass vielfach auf die bei Bankdarlehen obligatorische Prüfung der Bonität (Kreditwürdigkeit) verzichtet wird. Gleichzeitig mangele es mitunter an der nötigen Aufklärung über mögliche Finanzierungsrisiken und genaue Vertragsdetails. So falle es Verbraucher mitunter schwer, tatsächliche Finanzierungsrisiken zu erkennen. Zumal: Auch solche Klein- und Kleinstkredite werden vielfach Auskunfteien wie der Schufa gemeldet und können so zu Schwierigkeiten beim Abschluss eines Mietvertrags oder der Suche nach einem neuen Kredit-, Internet- oder Mobilfunktarif werden.

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