Hoffnung auf Erholung der chinesischen Wirtschaft – Zweifel bleiben aber bestehen


Lange und weitreichende Lockdowns in chinesischen Regionen wie Shanghai belasten seit Monaten die Prognosen bezüglich der Weltwirtschaft. Insbesondere die Lage in wichtigen Häfen der Volksrepublik veranlasste viele Analysten rund um den Globus zu Warnungen vor weiteren nachhaltigen Störungen der Lieferketten. Allmählich aber kündigt sich nun endlich die dringend erforderliche Entspannung der Volkswirtschaft Chinas an. Immer mehr Experten sehen deutliche Signale dafür, dass sich die Wirtschaft des Landes endlich stabilisiert. Dem stehen jedoch wie gehabt Ängste aufseiten der Konsumenten gegenüber. In der Bevölkerung und bei chinesischen Anlegern bleibt die Skepsis wie gehabt erkennbar. Doch gerade eine steigende Konsumlaune wäre wichtig, um eine nachhaltige Entspannung und Stabilisierung in China zu erreichen.

 

Anstieg der chinesischen Industrie, Einzelhandel steht weiter unter Druck

Grund für die positiveren Einschätzungen vieler Analysten sind die neuesten Daten zur chinesischen Wirtschaft. Im Mai 2022 zeichneten sich gleich mehrere günstige Entwicklungen ab. So legte die Produktion in Chinas Industrie im Vergleich zum Mai des Vorjahres um immerhin 0,7 Prozent zu. Das Manko: Zugleich gaben die Umsätze im Einzelhandel im Vorjahresvergleich deutlich um 6,7 Prozent nach. Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Informationen zum Vormonat April. Hier nämlich waren die Einzelhandelsumsätze um elf Prozent gegenüber dem April 2021 und damit ungleich deutlicher gefallen, wie Chinas zuständige Statistikbehörde im Hinblick auf die neuesten Konjunkturdaten zur Wochenmitte bekannt gab.

 

Dienstleistungssektor und Immobilienmarkt als Chinas Sorgenkinder

Bergab ging es auch und gerade in der chinesischen Dienstleistungssparte. Das Gaststättengewerbe im Land litt im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat unter einem Umsatzrückgang in Höhe von 21 Prozent. Besonders hart traf es darüber hinaus den Immobiliensektor, der in China schon seit längerem unter erheblichem Druck steht. Im vergangenen Jahr etwa drohte Chinas zweitgrößten Immobilienkonzern Evergrande wiederholt die Zahlungsunfähigkeit. Experten warnen nach dem jahrelangen Bauboom im riesigen Land indes vor der zunehmenden Gefahr einer entstehenden Immobilienblase, wie sie etwa ab dem Jahr 2007 (Stichwort: Subprime-Krise) in den USA entstanden war und zum Auslöser der weltweiten Finanzkrise wurde.

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Chinas Immobilienkrise zieht inzwischen immer weitere Kreise und betrifft längst nicht mehr nur den besagten Konzern Evergrande. Vor diesem Hintergrund sind nun auch die behördlichen Daten zum chinesischen Immobilienmarkt zu verstehen. Um sage und schreibe 41,7 Prozent brachen die Eigenheim-Verkäufe zuletzt ein.

 

Wachstum gelingt nur, wenn Konjunkturmaßnahmen von Erfolg gekrönt sind

Dass viele Konsumenten, aber auch Experten eher skeptisch auf die aktuellen Zahlen schauen, hat in erster Linie einen Grund. So glaubt eben nicht jeder Analyst an einen dauerhaften Erfolg der staatlichen Maßnahmen zur Stärkung der Konjunktur. Die Entwicklung der Nachfrage im Inland ab Mitte des Jahres müsse jetzt zeigen, ob es sich tatsächlich um die von der Regierung dargestellte starke Erholung handeln wird. Insbesondere die Konsumlaune könnte angesichts der Erfahrungen der vergangenen beiden „Corona-Jahre“ getrübt bleiben. Zweifel von Expertenseite gibt es primär, wenn es um die Wachstumsziele der Politik geht. Anders als der Internationale Währungsfonds (IWF), der China für das laufende Jahr 2022 ein Wachstum von 4,4 Prozent prognostiziert, strebt die Regierung ein Plus von 5,5 Prozent an. Einige Analysen gehen davon aus, dass Chinas Wachstum sogar Problemen haben werde, die Wachstumsrate von 2,3 Prozent aus dem ersten Pandemiejahr 2020 zu übertreffen.

 

Sorgenvoller Blick auf den Arbeitsmarkt des Landes

Eher optimistisch blicken Experten auf Chinas Arbeitsmarkt. Die allgemeine Arbeitslosenquote fiel im vergangenen Monat auf 5,9 Prozent. Anlass zur Entwarnung ist dies aber nicht für das Statistikamt. Denn gerade im Bereich der Altersklasse der 16- bis 24-Jährigen blieb der Trend ungebrochen. Mehr noch: Den Anstieg auf einen neuen Höchstwert von 18,4 Prozent stuft die Behörde als „sehr besorgniserregend“ ein. Die Sorgen haben dabei auch Chinas Regierung erreicht. Spätestens, nachdem im Frühjahr 2022 beinahe elf Millionen Absolventen chinesischen Hochschulen auf Arbeitssuche waren. Die Behörde befürchtet inzwischen eine weitere „Zunahme des Beschäftigungsdrucks“. Insgesamt jedoch präsentieren sich chinesische Experten eher optimistisch – daran ändern auch die recht durchwachsenen Daten einstweilen wenig. Es ist vor allem die Hoffnung, dass die schlimmsten Lockdown-Folgen höchstwahrscheinlich überstanden sein könnten.

Dass die Volksrepublik die ökonomische Talsohle hinter sich haben dürfte, glaubt auch Robin Xing, seines Zeichens China-Chefökonom im Haue Morgan Stanley. Von einem reibungslosen Aufschwung könne indes keineswegs die Rede sein, wie der Analyst im Gespräch mit Bloomberg zu bedenken gab.

 

Börsen und Indizes im grünen Bereich – Automobilsektor wächst deutlich

Positiver als Konsumenten reagierten fürs Erste Chinas wichtigste Börsenplätze und Indizes auf die neuesten Daten zur heimischen Konjunktur. Sein Dreimonatshoch erreichte beispielsweise der CSI300-Index. Er bildet die wichtigsten Aktien der Handelszonen Schanghai und Shenzhen ab. Dabei spielen die schrittweisen Lockdown-Lockerungen in vielen chinesischen Regionen offensichtlich die Hauptrolle für die gute Marktstimmung. Ausgangspunkt für das Plus der Industrieproduktion etwa war die schnellere Erholung in der chinesischen Automobilindustrie. Lag die Produktion im April dieses Jahres noch bei 1,28 Millionen Kfz, ermittelte das Statistikamt für den Mai eine Zahl von 1,99 Millionen produzierten Fahrzeugen. Dem Aufschwung könnten andererseits erneute Corona-Ausbrüche in wichtigen Wirtschafts- und Finanzzentren des Landes im Wege stehen.

Sollte sich die Lage abermals verschlimmern und die Politik zu erneuten Maßnahmen veranlassen, könnte die Erholung so schnell verschwinden, wie sie gekommen ist. Mit dem Ergebnis, dass sich auch die nach wie vor kritische Situation bei globalen Lieferketten zeitnah wieder verschlechtern könnte.

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