Ölmarkt hofft auf Bereitstellung großer Ölreserven aus den USA


Autofahrer, die in den vergangenen Tagen privat oder beruflich den Weg an die Zapfsäule auf sich nehmen mussten, dürften vielerorts eine kleine Überraschung erlebt haben. Nach dem dramatischen Anstieg der Preise für Kraftstoffe hatten vor allem viele Verbraucher mit einer Fortsetzung des Preistrends gerechnet. Die Wirklichkeit aber sah anders aus. Die Preise stagnierten nicht nur – sie gaben teils sogar erfreulich deutlich nach. Große Mineralölkonzerne waren seit Kriegsbeginn in die Kritik geraten. Nachdem sie zunächst durch Anhebungen der Preise für Benzin und Diesel auf die gestiegenen Ölpreise reagiert hatten, gaben sie die sinkenden Kurse auf dem internationalen Ölmarkt im Folgenden zunächst nur sehr bedingt weiter.

Die Politik brachte deshalb neben Prüfungen der Preispraxis durch die zuständigen Kartellbehörden, aber auch gesetzliche Entlastungen für die Industrie und Haushalte ins Spiel. Zum Ende der aktuellen Handelswoche zeichnete sich nun ein erneuter Rückgang der Preise ab. Ein wesentlicher Grund waren Meldungen aus den USA.

Preise reagierten deutlich auf die mögliche US-Entscheidung

Die Gerüchteküche brodelte bereits seit Beginn des Krieges in der Ukraine, dass die US-Regierung neben einem Lieferstopp für russisches Gas und Öl weitere Maßnahmen zur Entlastung des Marktes in Angriff nehmen würde. Diese Gerüchte scheinen sich jetzt zu bestätigen. So berichteten unter anderem Experten der Agentur Bloomberg darüber, dass die Vereinigten Staaten wegen der extrem hohen Preise für Erdöl eine Öffnung ihrer Öllager in Betracht ziehen. Die Märkte zeigten sich allein in der – bis zum Donnerstagmittag nicht bestätigten – Gerüchte bereits erfreut. So hoch der Gewinn der beiden wichtigsten Sorte Brent und WTI im Vergleich zum Vormonat auch nach wie vor ausfällt: Die Gerüchte blieben nicht ohne positive Folgen.

Preise für WTI und Brent binnen eines Tages in deutlicher Korrektur

Zum Mittag des Donnerstags (31.03.2022) sank der Kurs der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) in den Bereich knapp über 101 US-Dollar. Ein Minus von etwas unter 6,0 Prozent oder rund 6,30 USD gegenüber dem Vortag. Bei der Nordseesorte Brent sah die Situation sehr ähnlich aus. Hier fiel der Preis pro Barrel um fast sechs US-Dollar (-5,29 %) auf rund 106,80 US-Dollar. Doch was war eigentlich geschehen bzw. was könnte die US-Regierung planen? Nachrichtenportale vermeldeten nicht nur, dass die USA wohl einen Teil ihrer strategischen Ölreserven freigeben könnten. Auch zur möglichen Höhe der Freigabe gab es bereits erste Details. So könnte Rohöl in einer Größenordnung von bis zu 180 Millionen Barrel zusätzlich in den Handel gebracht werden. Diese Mengenangaben beziehen sich auf einen längeren Zeitraum – pro Tag sind derzeit angeblich von 1,0 Millionen Barrel im Gespräch.

Eine Umsetzung dieser Überlegungen würde letztlich auch zeigen, dass die USA eher nicht mit einer allzu schnellen Lösung des militärischen Konflikts in der Ukraine rechnen und eine dauerhafte Marktentlastung über Monate im Blick haben.

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Andere Länder sollen der US-Ölpolitik folgen

Zusätzlich heißt es in Medien, die US-Regierung wolle mit dieser Entscheidung mit gutem Beispiel vorangehen. Eine „politische Initiative der Internationalen Energieagentur (IEA)“, so die Meldungen, solle nachfolgend auch andere führende Industrieländer zu vergleichbaren Entscheidungen bewegen. Die Nachrichten aus den USA kommen zu einem strategisch wichtigen Zeitpunkt. Denn am Donnerstag dieser Woche finden zugleich Beratungen der Länder des Bündnisses OPEC+ statt. Die beteiligten Förderstaaten denken ihrerseits über eine zumindest kurzfristige Steigerung ihrer Produktionsmengen nach. Bedenkt man, dass Russland eines der 23 Länder des Verbundes ist, rechnen Beobachter jedoch nicht mit wesentlichen Veränderungen der bisherigen Förderpolitik. Russlands Partner stehen bis dato an der Seite der Russischen Föderation.

Preisdruck am internationalen Ölmarkt würde massiv sinken

Für Analysten wäre aber bereits eine entsprechende Entscheidung der Vereinigten Staaten ein wichtiges Signal. Vor allem deshalb, weil die umfangreiche Ölfreigabe aus Washington die drohende Unterversorgung des globalen Ölmarktes für das zweite Jahresquartal aus der Welt schaffen könnte. Für das dritte Quartal ab dem kommenden Sommer könnte sich sogar eine Überversorgung ergeben. Unproblematisch wäre der Schritt der USA indes nicht. Mit einem Volumen von 570 Millionen Barrel bewegen sich die US-Ölreserven nämlich aktuell bereits auf dem tiefsten Stand seit etwa 20 Jahren.

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