Internationale Börsen unter dem Eindruck der russischen Invasion


Dass der Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland Ukraine eine schwerwiegende politische und humanitäre Krise darstellt, die nicht nur Europa vermutlich noch über viele Jahre beschäftigen wird, steht außer Frage. Für deutsche Verbraucher hingegen wird die Lage nach Auffassung vieler Experten gerade im Hinblick auf vermutlich weiter steigende Preise für Energie zu einer Belastung werden. Daran ändern auch die frühzeitigen Beschwichtigungen aus der Politik wohl wenig. Vor allem aber drückte die drohende Invasion schon Tage vor der russischen Entscheidung viele Aktienkurse in den roten Bereich. Die US-amerikanischen Börsen ließen noch in der Nacht vor dem Angriff Russlands deutliche Reaktionen erkennen. Um fast 1,5 Prozent gab zum Beispiel der wichtige Index Dow Jones Industrial nach, bevor Putin, der

Präsident der Russischen Föderation Putin seinen Drohungen in seiner aggressiven Rede am Montag Taten folgen ließ. Hart traf es auch den Index S&P 500. Er gab um etwa 1,8 Prozent nach und erreichte so seinen tiefsten Stand seit Juni 2021.

 

Russische Börse: Auf den Einbruch folgt die Entspannung

Noch stärker fiel der Einbruch des Nasdaq 100 aus, der im ersten Schritt 2,6 Prozent verlor und auf rund 13.500 Punkte sank. Es handelte sich jedoch nur um eine kurzfristige Reaktion. Ähnliche Entwicklungen zeichneten sich an der russischen Börse ab. Die Auswirkungen auf die russischen Finanzmärkte waren bereits in den vorangegangenen Tagen so gravierend, dass der Handel an der Moskauer Börse für kurze Zeit sogar vollständig ausgesetzt werden musste. Russlands Leitindex RTS reagierte empfindlich und büßte zeitweise fast die Hälfte seines vorherigen Wertes ein. Bei 612 Punkten war einstweilen die Talsohle erreicht. Am Ende hatte der Index ein Sechs-Jahres-Tief erreicht. Grund für die folgende Erholung war vor allem die Mitteilung der russischen Notenbank zu Interventionen bezüglich des Devisenmarktes. Den Druck auf die Landeswährung Rubel konnte die Ankündigung immerhin halbwegs ausgleichen.

Dennoch fiel der Rubel zunächst auf ein Rekordtief von unter 90 US-Dollar, nachdem Präsident Putin grünes Licht für die Truppenaussendung gegeben hatte. Sowohl der Rubel als auch die Kurse an der Börse Moskau kamen am letzten Tag der Handelswoche wieder in der Gewinnzone an. Grund für die börsliche Erholung dürfte in erster Linie die Erwartung sein, dass Russlands Notenbank Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Währungs- und Finanzsystems ergreifen wird.

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DAX und andere europäische Leitindizes gaben spürbar nach

Erwartungsgemäß blieb der militärische Angriff auch an den Börsen Europas nicht folgenlos. Der Deutsche Aktienindex gab zum Handelsbeginn des 24.02.2022 nach Start der Invasion in Erwartung der kommenden Sanktionen gegen Russland um 4,4 Prozent nach und unter 14.000 Punkte. Damit verzeichnete der DAX seinen tiefsten Stand seit rund 13 Monaten. In der Anfangsphase belief sich der Verlust auf 5,6 Prozent. Am letzten Tag der Handelswoche erholte sich der Index und fand sich klar über 14.200 Punkten ein. Einen stärkeren Verlust während des Handelstages hatte es zuletzt nach dem Einbruch zu Beginn der weltweiten Corona-Pandemie im März 2020 gegeben. Parallel zum DAX-Verlust musste auch der französische Index CAC-40 zum Handelsstart einen Verlust von fast vier Prozent hinnehmen, Großbritanniens FTSE 100 gehörte mit einem Minus von sechs zu größten Verlierern auf dem Kontinent. Spaniens Ibex verlor mit 4,3 Prozent ähnlich stark wie der deutsche Leitindex.

In Asien hinterließ der Militärschlag ebenfalls Spuren. Der japanische Index Nikkei notierte an der Börse in Tokio um 1,8 Prozent niedriger. Der Hongkonger Hang-Seng-Index fiel um 3,2 Prozent, Chinas CSI-300-Index (er bildet die Aktien der 300 wichtigsten Firmen auf dem Festland des Landes ab) verzeichnete seinerseits zügig einen Rückgang um 1,9 Prozent.

 

Börsen erholten sich schnell nach dem ersten Einbruch

An vielen Börsen hatte der Schockzustand der Anleger jedoch kurze Zeit Bestand. So kehrte beispielsweise an der Wall Street am Abend des ersten Tages der Auseinandersetzungen wieder Ruhe ein. Hatte der Dow Jones fünf Tage hintereinander Verluste verzeichnet und mit einem Kurs von 32.272,64 Punkten sein Wochentief erreicht, kehrte er zum Wochenschluss zurück in den Bereich um 33.220 Punkte. Auch der S&P 500 ließ seinen Rückgang auf rund 4.115 Punkte rasch hinter sich und beendete die Handelswoche knapp unter 4.300 Punkten. Der Nasdaq-Index als wichtiger Indikator für den US-Technologiesektor stieg zeitweise um fast 3,5 Punkte an. Nicht zuletzt war es der Nasdaq 100, der die ersten Schlagzeilen aus Russland schnell hinter sich lassen konnte. Vom Tief bei 13.065 Punkten am Donnerstagmorgen stieg er bis zum Freitagmittag bei Redaktionsschluss auf fast 14.000 Punkte, was einem Plus von 3,44 Prozent entsprach.

 

Anleger machen sich Sorgen und steuern den sicheren Hafen Gold an

Die zu erwartenden negativen Folgen für die Wirtschaft in Europa (und nicht nur dort) dürften die Börsen rund um den Globus aber noch des Öfteren belasten und je nach Entwicklung der Krise weitere Verlusten nach sich ziehen. Analysten rechnen aufgrund der wahrscheinlichen Einschränkung der europäischen Wirtschaftsleistung unter anderem mit einer geringeren Risikobereitschaft auf Seiten der Anleger. Aufmerksam verfolgen Experten nicht nur die möglichen Reaktionen des Westens auf die russische Operation. Eine wichtige Frage lautet: Wie wird sich China in der Krise verhalten? Derzeit ruft Peking alle Beteiligten zur Zurückhaltung und einer Rückkehr zum Frieden auf. Die Sorgen der Anleger zeigen sich unter anderem auf dem Goldmarkt. Das Edelmetall, traditionell ein sicherer Hafen in Krisenzeiten, legte deutlich zu. Am frühen Freitagmorgen kostete die Feinunze mehr als 1.920 Euro. Zuletzt hatte der Goldpreis dieses Niveau vor etwa einem Jahr erreicht.

 

Ölpreise könnten durch Ukraine-Krise und hohe Inflation noch deutlich teurer werden

Die Befürchtung, dass der russische Angriff insbesondere den Energiemarkt treffen würde, bewahrheitete sich zügig. Die Preise für die beiden wichtigen Ölsorten WTI und Brent kletterten in der Nacht zum Donnerstag über die psychologisch wichtige Marke von 100 US-Dollar. Dieser erwartbare Ausbruch führte die Nordsee-Sorte Brent mit einem Plus von 5,5 Prozent zeitweise auf den höchstens Stand seit dem Spätsommer 2014. Garantien zur Versorgungssicherheit, wie sie nicht nur der deutsche Bundeswirtschaftsminister Habeck aussprach, nahmen vor dem Wochenende bedingt den Druck aus dem Markt. Beide Sorten erlebten vorläufig eine Korrektur nach unten. Die Krise als solche hat jedoch gerade erst begonnen. Die kommenden Wochen und Monaten werden die Märkte noch vor manche Herausforderung stellen.

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